Hast du das Gefühl, dass du kurz vorm Burnout stehst? Wenn du aktiv Burnout-Prävention praktizieren möchtest, dann kommst du um eine Sache nicht drumrum: Du musst all deine negativen Gefühle identifizieren und auflösen.
Eines der wichtigsten negativen Gefühle, die es in punkto Burnout-Prävention aufzulösen gilt, ist der Ärger oder auch die Wut. Ärger ist jedoch nicht immer spürbar und unmittelbar greifbar. Er verbirgt sich oftmals scheinbar hinter z.B. Traurigkeitsgefühlen. Warum das so ist und weshalb du deinen Ärger unbedingt loswerden solltest, erkläre ich in diesem Artikel.
Hand aufs Herz: hast du dich heute schon geärgert? Oder warst du sogar richtig wütend? Wenn du jetzt nein sagst, dann denke noch mal gründlich nach und spüre in dich hinein. Denn der Ärger könnte ganz tief und irgendwo „vergraben“ in deinem System sitzen, ohne dass du ihn auf den ersten Blick wahrnimmst oder fühlst. Stattdessen fühlst du vielleicht Traurigkeit, Angst, Erschöpfung oder Überforderung. Doch hinter all diesen Gefühlen kann sich der Ärger „verstecken“ und dir das Leben so richtig schwermachen. Das kann sich dann anfühlen, wie kurz vorm Burnout. Aber warum ist das so?
Kurz gesagt: Ärger ist nicht gesellschaftsfähig. Es „schickt“ sich nicht, ärgerlich oder wütend zu sein. Niemand will etwas mit ärgerlichen Menschen zu tun haben. Wir meiden Menschen, die verärgert sind und ziehen uns lieber aus ärgerlichen Situationen zurück. Wir selbst wollen nicht ärgerlich sein und lassen den Ärger nicht zu, weil wir von klein auf gelernt haben, dass ärgerlich zu sein ein no-go ist.
Wenn wir wütend waren wurden wir nicht geliebt. Wir durften traurig sein oder frustriert und bekamen für diese Gefühle dann Aufmerksamkeit und Trost. Unbewusst schieben wir also ein Ersatzgefühl vor das Gefühl des Ärgers. Wir meiden den Ärger, indem wir in die Trauer gehen. Die Energie des Ärgers verschwindet dadurch aber nicht. Sie setzt sich in unserem Energiesystem fest, wenn wir unseren Ärger dauerhaft unterdrücken.
Anhand von zwei Beispielen aus meinem eigenen Leben möchte ich dir erzählen, was permanent unterdrückter Ärger mit mir gemacht hat. Und zum Schluss erzähle ich dir noch eine Erfolgsgeschichte, was zwischenmenschlich und von jetzt auf gleich mit einer Person in meinem Umfeld passiert ist, nachdem ich den Ärger auf diese Person einfach aufgelöst hatte.
Vor vielen Jahren hatte ich in meinem Büro einen Wasserschaden. Als ich eines Morgens die Treppe zum Flur meines Büros runterging, stand ich plötzlich knietief im Wasser. Ich war geschockt. Ich traute meinen Augen nicht. Wo kam das Wasser her? Nichts Gutes ahnend kämpfte ich mich durch die Wassermassen bis in mein Büro. Überall Wasser. Möbel, Elektrogeräte, die ich blöderweise auf dem Boden deponiert hatte – alles futsch.
Hektisch rettete ich zunächst, was noch zu retten war. Völlig verzweifelt rief ich ein paar Helfer aus dem Haus zusammen. Wir grübelten über die Ursache und es stellte sich heraus, dass ein Hausbewohner den Schaden durch eine Unachtsamkeit verursacht hatte. Ich konnte es kaum fassen. Ich war wütend. Wie kann man nur so blöd sein?! Natürlich schrie ich meinen Ärger nicht lauthals heraus. Ich habe auch nicht wild um mich geschlagen, um den Ärger abzureagieren.
Ich spürte diese Ärgerenergie in meinem Körper und schluckte sie einfach immer wieder herunter. Es vergingen Tage und später Wochen, bis alles aufgeräumt und getrocknet war. Ich musste in dieser Zeit in ein anderes Büro umziehen, mich mit der Versicherung rumschlagen und irgendwie zusehen, mit dieser ärgerlichen Situation zurechtzukommen.
Einige Wochen später – ich weiß noch, es war im Monat Mai – spürte ich ein Jucken an einer Stelle im Gesicht. Irgendeine Pustel oder ein Pickel, dachte ich und kümmerte mich zunächst nicht weiter drum. Doch in den folgenden Tagen breitete sich das Jucken und die Pusteln immer weiter über das ganze Gesicht aus. Es entwickelte sich so eine Art Hautausschlag, den ich mir nicht erklären konnte. Ich neige weder zu Allergien, noch hatte ich jemals irgendeinen Hautausschlag. Das Schlimmste war das ständige Jucken. Selbst nachts konnte ich nicht mehr schlafen und musste kühlende Umschläge machen, um halbwegs Linderung zu bekommen.
Als es immer schlimmer wurde, ging ich zum Hautarzt. Der schaute kaum hin und stellte mir ein Rezept mit einer Salbe aus. „Was ist denn die Ursache“? fragte ich ihn. „Habe ich eine Allergie“? Das glaube er nicht, meinte er. Aber was das genau sei, wisse er auch nicht. Noch mehr Ärger! So schnell wollte ich mich nicht abspeisen lassen. Müde lächelnd genehmigte er mir noch einen Allergietest, bei dem natürlich nix rauskam. Die nächsten Tage quälte ich mich weiter, denn die Salbe hatte gegen das zermürbende Jucken nicht wirklich Linderung verschafft. Ich konnte nichts weiter mehr auf meine Gesichtshaut auftragen, selbst meine normale Tagescreme vertrug ich nicht mehr. Ich fühlte mich einmal mehr wie kurz vorm Burnout.
Als ich eines Tages dann bei meiner Friseurin saß und ihr mein Leid klagte, empfahl sie mir irgendein Kraut gegen das Jucken. Damit sollte ich regelmäßig Umschläge machen. Und es half tatsächlich. Aber es dauerte viele Wochen, bis der Ausschlag nahezu komplett abgeklungen war. Doch das war noch nicht das Ende. Als der Ausschlag im Gesicht weg war, bekam ich einen Ausschlag auf dem rechten Handrücken. Auch zunächst nur eine kleine Stelle, die sich dann aber auch immer weiter ausbreitete. So langsam verstand ich, dass ich mit den Salben und Umschlägen nur die Symptome unterdrückte und nicht an der eigentlichen Ursache arbeitete. Aber was war die Ursache? Ok, ich hatte die letzten Wochen viel Stress gehabt mit dem Aufräumen meines Büros aber das war ja nun schon einige Zeit her und nicht mehr ganz so präsent in meinem Kopf. Erst einige Jahre später sollte ich die Ursache wirklich erkennen.
Als ich mit Ende 30 einen Burnout hatte, verstand ich die Welt nicht mehr. Es ging mir zu dieser Zeit doch eigentlich gut. Ich arbeitete in einem Beruf, der mir viel Freude machte, ich bekam ausreichend Anerkennung für meine Arbeit und auch im privaten Bereich lief alles bestens. Dennoch fühlte ich mich über viele Wochen hinweg zunehmend erschöpft und ausgebrannt. Ich bekam seltsame Rückenschmerzen, die sich „wandernd“ über den ganzen Rücken ausbreiteten.
Meine Energie ließ immer mehr nach. Tag für Tag quälte ich mich zur Arbeit und durch den Tag, selbst in der Freizeit fand ich keine Erholung mehr. An eine Auszeit war nicht zu denken und so „riss ich mich eben zusammen“ und machte einfach weiter. Ich erkannte die Signale, die mein Körper mir sendete einfach nicht. Oder vielmehr: ich wollte sie nicht sehen. Erst als ich wie aus dem Nichts eines Abends eine heftige Panikattacke bekam und nichts mehr ging, begriff ich, dass hier etwas ganz und garnicht stimmte…
Als ich Jahre später meine Ausbildung in energetischer Psychologie absolvierte, verstand ich die Zusammenhänge meiner Symptome. In der Zeit meines Burnouts hatte ich massive Ärgergefühle unterdrückt. Der Ärger, morgens im Berufsverkehr schon im Stau zu stehen. Die lange Anfahrtszeit zu meinem Job. Die oft langen Arbeitszeiten bis spät in den Abend. Ärger auf meine Rückenschmerzen, die immer schlimmer wurden. Ärger, dass ich nicht mehr richtig einsatzfähig war.
Auch in Sachen Hautausschlag bekam ich die Lösung präsentiert. Ärger und Wut auf den Verursacher des Wasserschadens. Ärger, den ganzen Schaden beseitigen zu müssen. Ärger, über Wochen nur noch im Notfall-Modus arbeiten zu können. Ärger über die Bürokratie mit der Versicherung. Ärger über den Verdienstausfall…
Wenn wir unseren Ärger dauerhaft unterdrücken, setzt er sich in unserem Energiesystem fest. Es entsteht eine Blockade – unsere Lebensenergie kann nicht mehr richtig fließen. Somit richten wir den Ärger, den wir eigentlich auf eine andere Person haben, gegen uns selbst. Dieser Vorgang wird in der Gestalttherapie als Retroflektion bezeichnet. Retroflektion bedeutet „Rückwendung“. Wenn wir retroflektieren, tun wir uns selbst das an, was wir jemand anderem am liebsten antun würden. Die Energie richtet sich nach innen. Wir sagen dann auch gerne „ich ärgere MICH“.
Unser gesamtes energetisches System schwingt nun auf einer niedrigen, schwachen Bewusstseinsebene. Laut einer Skala der Bewusstseinsebenen des US-amerikanischen Arztes und Psychiaters David Hawkins, ist der Ärger in der Hierarchie auf einer der untersten Bewusstseinsebenen anzutreffen. Lediglich ungestilltes Verlangen, Angst, Trauer, Apathie oder Schuldgefühle liegen auf dieser Skala noch ein paar Ebenen darunter. Die niedrigste Ebene ist das Gefühl der Scham (oder auch Schande und Erniedrigung).
Schaut man sich hingegen die höheren Bewusstseinsebenen auf der Skala an, dann sind dort Gefühle wie Mut, Zuversicht oder Akzeptanz zu finden. Die höchste Bewusstseinsebene – mal abgesehen von der Erleuchtung – ist die Freude. Dicht gefolgt von Liebe und Dankbarkeit.
Welch wundersame Dinge passieren können, wenn du deinen Ärger auflöst, möchte ich dir anhand eines eigenen Beispiels zeigen. Vor einiger Zeit hatte ich massive Ärger-und Wutgefühle gegenüber einer Person in meinem näheren Umfeld. Fast täglich spürte ich die Ärger-Energie in meinem Körper. Allein schon der Gedanke an diese Person löste in mir Ärger und Wut aus.
Ich fühlte mich nicht gut damit und beschloss, diesen Ärger zu beklopfen. Nach und nach löste ich alle „Themen“, welche ich mit dieser Person hatte, auf. Alles kam schonungslos auf den Tisch. Sukzessive spürte ich, dass sich der Ärger immer mehr in Wohlgefallen auflöste. Er verschwand einfach. Und nicht nur das: Plötzlich spürte ich eine nie dagewesene Gelassenheit und Entspanntheit. Ich war die Ruhe selbst. Ich war voller Zuversicht. Ich war dankbar und voller Freude.
Als ich dieser Person am nächsten Tag gegenübertrat, konnte ich mein Glück kaum fassen. Denn auch sie strahlte Gelassenheit und Ruhe aus. Plötzlich konnten wir „ganz normal“ miteinander reden. Plötzlich gab es da ein Gefühl der Zuneigung und des Verständnisses. Ich begriff, dass ich meine eigenen Gefühle von dieser Person unmittelbar widergespiegelt bekam. Eine ganz neue, wundervolle Energie erfüllte den Raum zwischen uns. Noch heute kann ich dieser Person wesentlich gelassener gegenübertreten. Und wenn mich doch mal wieder ein Thema triggert, dann beklopfe ich es und löse es auf.
Im Grunde dreht sich in unserem Leben alles um Bedürfnisbefriedigung. Wenn wir Bedürfnisse haben, die nicht befriedigt werden, entstehen Ärger und Frust. Unterdrücken wir diesen Ärger dauerhaft, kann er uns krank machen. Am Beispiel meines „Hautausschlags“ konnte ich erkennen, was wortwörtlich in diesem Begriff drinsteckt. Nämlich das Wort „Ausschlag“. Ja, ich hätte am liebsten ausgeschlagen, quasi um mich geschlagen, um meinen ganzen Ärger loszuwerden. Auch das Burnout-Beispiel zeigt, dass permanent unterdrückte negative Gefühle sich irgendwann in körperlichen oder seelischen Symptomen ausdrücken können.
Was kannst du also hinsichtlich Burnout-Prävention tun? Da gibt es mehrere Möglichkeiten. Du kannst morgens um 4 Uhr in den Wald gehen und deinen Ärger mal so richtig rausschreien. Da sind die Gassi-Gänger und Jogger noch im Bett. Oder du nimmst dir ein oder zwei Kissen, hämmerst mal kräftig drauf rein und hoffst, dass die Nachbarn nix mitkriegen. Ich habe aber noch einen eleganteren Vorschlag für dich: Löse deine negativen Gefühle einfach auf. Praktiziere regelmäßige Gefühls-Hygiene. Wie das genau geht, zeige ich dir demnächst an dieser Stelle in meinem kostenlosen Mini-Kurs „den Ärger einfach auflösen“.
Übrigens: Wenn dich meine gesamte Burnout-Geschichte interessiert, kannst du sie hier nachlesen.